Yoga-Galerie
 
Jutta Marie Zimmermann

Sanskrit-Tagebuch


 
varnamala - der Silbenkranz
 
Eine erste Anschaffung für meine vertiefenden Sanskrit-Studien
war ein Wörterbuch - 70.000 Stichwörter- auf knapp 600 Seiten,
der sogenannte Mylius.
Meine Begeisterung war allerdings schnell gedämpft:
Zwar sind die Wörter in westlichen Schriftzeichen geschrieben
(den sogenannten
Diakritischen Zeichen) , aber die Ordnung der
Stichwörter folgt nicht unserem Alphabet, sondern dem indischen.
Nach A kommt nicht B, und C... nach A kommen I und U
...


Was zunächst wie völliges Chaos auf mich wirkte, entpuppte sich
nach und nach als geniale Ordnung. Die Buchstaben sind ihrem
Lautwert nach geordnet: Erst die Vokale, dann die Konsonanten
und die Semivokale. Innerhalb dieser Gruppen bestimmt der Platz
im Mund, an dem sie gebildet werden, ihren Standort.
Am Anfang jeder Gruppe stehen jeweils die Laute,
die ganz hinten in der Mundhöhle gebildet werden (zB a oder ka).
Dann folgen die Gaumenlaute (zB i oder cha, ja..) ... bis hin zu den
Lauten, die an den Zähnen (ta, da ...) und den Lippen (pa, ba, ma...)
entstehen.
 
Die heilige Silbe OM

Laut und Klang haben in der Ordnung der Yogis seit jeher einen
außerordentlichen Stellenwert. Die Urschwingung, so sagen sie,
manifestiert sich zuerst als Klang, als Ton. Wenn sich dieser Ton
verdichtet, nimmt er Gestalt an und wird zu Materie.

Unmittelbarster Ausdruck dieser Urschwingung ist die heilige Silbe
OM. Wird das OM langsam gesprochen, so klingt es wie A - U - M.
Der Klang beginnt mit dem Öffnen des Mundes und ganz hinten in der
Mundhöhle entsteht das A. Dann wandert die Schwingung
in den Gaumen, wo das U vibriert , und schließlich verklingt die Silbe
mit dem Lippenschluß des M. Der Kreis, den das OM vom A bis zum
M umschließt, ist die Schöpfung selbst.

In den Silben des Alphabets begegnen wir dieser heiligen Silbe OM,
entfaltet in die Vielzahl aller möglichen Schattierungen, die zwischen
dem ersten A und dem schließenden M liegen. Die Ordnung der Silben
in dem indischen Alphabet entspricht genau der Schwingung die
wir erleben, wenn wir das OM chanten.
Die Silben des Alphabets sind daher nicht eigentlich Buchstaben
oder bloße Schriftzeichen; sie sind vor allem Klänge, die die eine
Kraft der Urschwingung in differenzierter Form ausdrücken.


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Jutta Marie Zimmermann